Gessner, Der Wunsch 

Dürft‘ ich vom Schiksal die Erfüllung meines einigen Wunsches hoffen; … dürft‘ ich vom Schiksal dieses hoffen, dann wünscht ich mir nicht Überfluß, auch nicht über Brüder zu herrschen, nicht daß entfernte Länder meinen Namen nennen. O könnt‘ ich unbekannt und still, fern vom Getümmel der Stadt, wo dem Redlichen unausweichliche Fallstrike gewebt sind, wo Sitten und Verhältnisse tausend Thorheiten adeln, könnt‘ ich in einsamer Gegend mein Leben ruhig wandeln, im kleinen Landhaus, beym ländlichen Garten, unbeneidet und unbemerkt!

Im grünen Schatten wölbender Nußbäume stünde dann mein einsames Haus, vor dessen Fenstern kühle Winde und Schatten und sanfte Ruhe unter dem grünen Gewölbe der Bäume wohnen; vor dem friedlichen Eingang einen kleinen Plaz eingezäunt, in dem eine kühle Brunn-Quelle unter dem Traubengeländer rauschet, an deren abfliessendem Wasser die Ente mit ihren Jungen spielte, oder die sanften Dauben vom beschatteten Dach herunter flögen, und nikend im Gras wandelten, indeß daß der majestätische Hahn seine gluchzenden Hennen im Hof umher führt; sie würden dann auf mein bekanntes Loken herbey flattern, ans Fenster, und mit schmeichelndem Gewimmel Speise von ihrem Herren fordern.

Auf den nahen Schatten-reichen Bäumen, würden die Vögel in ungestöhrter Freyheit wohnen, und von einem Baum zum andern nachbarlich sich zurufen und singen. In der einen Eke des kleinen Hofes sollen dann die geflochtenen Hütten der Bienen stehn, denn ihr nüzlicher Staat ist ein liebliches Schauspiel; gerne würden sie in meinem Anger wohnen, wenn wahr ist, was der Landmann sagt, daß sie nur da wohnen, wo Fried und Ruhe in der Wirthschaft herrscht.

…..