Klaus Prätor
Individuen und Referenzobjekte
Gegenstandstheoretische Überlegungen im Umkreis der konstruktiven Abstraktionstheorie
Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten – einseitige Diät: man nährt sein Denken mit nur einer Art von Beispielen
Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen 593
Die konstruktive Abstraktionstheorie steht im Zusammenhang des Programms eines Sprachaufbaus mit dem Hauptzweck einer Grundlegung verlässlichen wissenschaftlichen Redens und der, zumindest für den ursprünglichen Kontext zu unterstellenden, Nebenabsicht einer Rekonstruktion philosophischer Begrifflichkeit.1 So soll die Rede vom Begriff, ausgehend von der schon zur Verfügung stehenden Rede über Wörter und in Abhebung von dieser, signalisieren, dass die gemachte Behauptung nicht nur für das vorliegende Wort, sondern gleichermaßen für alle synonymen, also gleich verwendeten Wörter gelten soll. Umgekehrt formuliert: Nur die Behauptungen, für die dieses gilt, sollen als vom Begriff ausgesagt gelten; andernfalls beziehen sie sich nur auf einzelne Wörter. Dies ermöglicht eine einsichtige Verwendung des Wortes und Begriffs Begriff und vermeidet zugleich seine Ansiedlung in obskuren metaphysischen Sphären.
Sie ermöglicht allerdings auch, zumindest wenn man sie wörtlich und ohne weitere Erläuterungen nimmt, unerwünschte Folgerungen, z.B. dass der Begriff X ein Wort sei, weil ja das Wort X und alle seine Synonyme Worte sind.2 Dergleichen wurde in konstruktiven Kreisen zunächst gar nicht oder nur belustigt zur Kenntnis genommen wurde. Das hat seinen Grund darin, dass dies natürlich nicht gemeint war und jeder Verständige auch sehen kann, dass dies nicht gemeint war. Es ist auch umstandslos zuzugeben, dass die Theorie in den „legitimen“ Beispielen (die, an die man gedacht hat) ordentlich funktioniert. Es bleibt aber die Frage, weshalb sie die unerwünschten Folgerungen erlaubt, bestenfalls also in der Nähe der Lösung liegt, sozusagen „haarscharf daneben“.
Zunächst aber noch einige Bedenken: Ähnliche Konsequenzen wie im ersten Fall ergeben sich, wenn man zeitliche oder räumliche Aussagen formuliert, etwa „Der Begriff Begriff war schon in der Antike gebräuchlich.“, was in Aussagen von der Art „Das Wort Begriff und alle seine Synonyme waren schon in der Antike gebräuchlich.“ zu übersetzen wäre – eine Interpretation, mit der man wiederum nicht zufrieden sein kann. Anders als das erstgenannte Bedenken, von dem man unterstellen mag, dass allenfalls Philosophen auf solche Sätze verfallen, hat dieses einen Anflug von Lebensnähe, denn Begriffsgeschichte ist sicher ein legitimer Anwendungsbereich für die Verwendung von „Begriff“.
Weiterhin ist zu bemängeln, dass diese Abstraktionstheorie eine ganze Reihe von abstrakten Gegenständen nicht zu rekonstruieren erlaubt, die in alltäglicher und wissenschaftlicher Rede üblich sind. Unter Hintanstellung „des Frühstückseis“ und „des Vormittagsflugs nach Daressalam“ sei die Rede von Gattungen wie „dem Nashorn“ als abstrakten Gegenständen angeführt. Manche halten diese Rede für entbehrlich, womit die Gattung in diesem Fall in einem doppelten Sinn vom Aussterben bedroht wäre.
Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch das Wort Wort, das wir umstandslos als Konkretum benutzt haben, um von ihm aus zum „Begriff“ zu abstrahieren, natürlich selbst ein Abstraktum bildet und Konkreta allenfalls die einzelnen, raumzeitlich begrenzten Äußerungen von Wörtern darstellen. Das wird nun keinen Konstruktivisten überraschen. Es gilt als allgemein anerkannt, dass Abstraktionsschritte iteriert werden können oder, wie Thiel3 präzisierend vorschlägt, Abfolgen von Abstraktionsschritten möglich sind. Darauf wird zurückzukommen sein. Vorher sei aber angemerkt, dass bei Leuten, die sich noch nicht so geläufig auf den verschiedenen Ebenen der Abstraktion bewegen, bei einiger Aufmerksamkeit an dieser Stelle doch häufig eine gewisse Überraschtheit festzustellen ist. Aufmerksamkeit ist deshalb nötig, weil der nächste Impuls darin besteht, diese Überraschtheit zu unterdrücken. Sobald man darüber nachdenkt, ist es ja klar, dass Wörter – die Beispiele lassen sich vermehren – nicht im strengen Sinn konkrete Gegenstände sein können. Die Beobachtung ist mir wichtig, weil sie darauf hindeutet, dass wir nicht in allen Fällen mit der Selbstverständlichkeit mit konkreten Gegenständen beginnen, wie das in den konstruktiven Modellen des Sprachaufbaus vorausgesetzt wird. Vergegenwärtigt man sich zum Beispiel den Gebrauch von „Wort“, so scheint dieser pragmatisch dem von „Wortäußerungen“ vorauszugehen, die erst in sehr speziellen Situationen wie Sprachunterricht oder Theaterproben gebraucht werden. Wenn dies richtig ist und es sich nicht nur um eine empirische Kontingenz handelt, kann es für das Programm eines pragmatischen Sprachaufbaus nicht gleichgültig sein. Der Eindruck von einer gewissen Künstlichkeit der konstruktiven Abstraktionstheorie könnte hier eine Wurzel haben.
Nun wird, und damit komme ich auf das Thema der Abstraktionsabfolgen zurück, mitunter von konstruktiver Seite betont, dass über derartige Reihenfolgen durch die konstruktive Abstraktionstheorie keinerlei Festlegungen getroffen würden, dass die konstruktive Abstraktionstheorie keine ontologische Einteilung der Welt in Konkreta und Abstrakta unterstütze und diese Begriffe jeweils nur relativ zu dem jeweiligen Abstraktionsschritt zu verstehen seien. Manche Äußerungen verstehe ich so, dass eigentlich auch die Richtung der Abstraktion beliebig sei, man also genau so gut vom Abstrakteren zum Konkreteren gehen könne.
Diese Äußerungen kann man als ein Indiz für die tolerante Einstellung ihrer Urheber zu ontologischen Fragen betrachten. Als Einschätzung der konstruktiven Abstraktionstheorie und ihrer Einbettung in einem allgemeinen Programm der Rekonstruktion wissenschaftlicher Sprache kann ich sie nicht glauben. In scherzhafter psychoanalytischer Metaphorik kann man die objektive (subjektiv aber aufrichtige) Leugnung der Relevanz einer ontologischen Unterscheidung zwischen konkreten und abstrakten Gegenständen im konstruktiven Sprachaufbau als einen ersten Hinweis auf die wahren Ursachen der Fehlleistungen der Theorie zu werten.
Man kann sich schnell darauf einigen, dass die Möglichkeit der Abfolge von mehreren Abstraktionsschritten noch nicht besagt, es werde kein absoluter Unterschied zwischen abstrakten und konkreten Gegenständen gemacht. In der konstruktivistischen Literatur finden sich eine Reihe von Äußerungen sowohl zu philosophischen Fragen wie Universalienstreit oder Identitätsprinzip als auch zur Grundlegung der Mathematik, und hier speziell zum ontologischen Status von Mengen, die sehr wohl auf eine ontologische Differenzierung zwischen konkreten und abstrakten Gegenständen in einem absoluten Sinn hindeuten. Andererseits ist zuzugestehen, dass im Konstruktivismus keine bilderstürmerische Begeisterung gegen platonische Ideen vorhanden ist. Vielmehr stellt die vermittelnde Position einen wesentlichen Pluspunkt auch der konstruktiven Abstraktionstheorie dar. Von daher reklamieren die Konstruktivisten weltanschauliche Neutralität nicht ohne Grund. Das sei zugestanden und ein Quelltextnachkarten zur Frage der Relativität oder Absolutheit von Abstraktem und Konkretem soll hier nicht stattfinden. Stattdessen möchte ich zeigen, dass gegenstandstheoretische Annahmen sowohl in die Gesamtkonzeption des konstruktiven Sprachaufbaus wie auch in die konkrete Ausgestaltung des Abstraktionsschrittes Eingang gefunden haben – nicht als bewusste Parteinahme, sondern als stillschweigende Voraussetzungen.
Es gibt einen weiteren Grund, weshalb die Konstruktivisten durch die Abstraktheit der Wörter nicht überrascht sein können; und dieser bildet zugleich einen guten Einstieg in die jetzt ohnedies fällige Betrachtung der konstruktiven Konzeption eines Sprachaufbaus. Schon in der Logischen Propädeutik (LP) ist der Typ des Übergangs, wie er durch den von den Wortäußerungen zu den Wörtern exemplifiziert wird, als „Abstraktion erster Stufe“ thematisiert worden. Diese soll den Übergang von der Ebene der Elementarsätze und den in diesen referierten Gegenständen zu ersten abstrakten Gegenständen leisten, und ihre Benennung legt nun allerdings nahe, dass darunter keine weiteren stattfinden sollen. Das ist auch deshalb nicht möglich, weil Sätze, in denen auf Abstrakta Bezug genommen wird, nicht als Elementarsätze betrachtet werden. Umgekehrt soll für die elementare Prädikation ausdrücklich keine Abstraktionsleistung erforderlich sein. Dies gilt sowohl für die Gegenstandsbezugnahme wie für die Prädikationsleistung selbst, letzteres in Abhebung von einigen traditionellen philosophischen Theorien. Die Abstraktion erster Stufe stimmt mit dem hier verhandelten Abstraktionsschritt insofern überein, als sie dem gleichen Schema der Signalisierung einer bezüglich einer Gleichheitsrelation invarianten Rede folgt. Allerdings lassen sich die Gleichheiten hier nicht explizit in Regeln fassen. Wann zwei Wortäußerungen als ausführungsgleich betrachtet werden, fällt eher in den Bereich der Urteilskraft. In diesem Zusammenhang ließen sich einige Zweifel an der Dichotomie von prädikativer und abstraktiver Leistung anmelden.4 Dies ist für unseren Kontext aber nicht wichtig; eher schon, dass sich an der Ausführungsgleichheit schon die Aspekte der Verwendungsgleichheit und der Lautgleichheit unterscheiden lassen, die dann die Grundlage für die Abstraktionen hin zu Begriff und Lautgestalt bilden werden. Wichtig ist ferner, dass sich auf diese Weise nicht nur die Redeweise von Sprach- oder allgemein von Handlungsschemata, sondern auch die von Dingschemata rekonstruieren ließe – die Rede von „dem Tisch“ beispielsweise über Herstellungsschemata (LP 101, Schneider 115ff) und viele andere über Schemata für Umgangsweisen. Einigermaßen dezisionistisch wird dieser Weg in der LP aber mit der Empfehlung abgebrochen, Dingschemata wegen der aus der Philosophiegeschichte bekannten Schwierigkeiten nicht zuzulassen.
Vor allem aber muss festgehalten werden, dass in Elementarsätzen bereits auf Gegenstände Bezug genommen werden muss, denn in der elementaren Prädikation werden die Prädikatoren stets Gegenständen zu- oder abgesprochen. Über die Art dieser Gegenstände werden keine sehr präzisen Angaben gemacht. Es soll keine Beschränkung auf nur physische Gegenstände geben. In jedem Fall muss eine einfache deiktische oder pragmatische Bezugnahme auf sie möglich sein. Definitiv können es aber keine abstrakten Gegenstände sein, auf die in der elementaren Prädikation referiert wird. Vielmehr ergibt sich gerade umgekehrt aus der Unmöglichkeit, auf sie in gleicher Weise Bezug zu nehmen, die Notwendigkeit einer Abstraktionstheorie – falls man nicht ganz auf die Rede von Abstrakta verzichten will. Da wir im Augenblick nicht viel mehr über sie sagen können, als dass sie nicht abstrakt sind, wollen wir die Gegenstände, auf die sich elementare Prädikationen beziehen können, konkrete Gegenstände nennen. Die Urheber der konstruktiven Theorie waren offensichtlich der Auffassung, die Fähigkeit zur Abgrenzung konkreter Gegenstände und der Bezugnahme auf sie sei so unproblematisch, dass sie dem lebensweltlichen Fundament zugerechnet werden kann, das von einer Theoriebildung ohnehin nicht mehr zu hintergehen ist.
Es sollte deutlich geworden sein, dass dabei konzeptionell eine absolute Unterscheidung von abstrakten und konkreten Gegenständen erfolgt, weil sonst die Notwendigkeit eines Abstraktionsschrittes entfiele. Die Abstraktion soll den Schritt zur Erreichung der Redeweise von Abstrakta leisten und zwar so, dass die Befürchtungen vermieden werden, die mit einer Behandlung der Abstrakta nach dem Muster der elementaren Prädikation – man kann auch sagen: bei ihrer Anerkennung als gleichrangige Gegenstände – verbunden gewesen wären. Die konstruktive Abstraktionstheorie kann darüber hinaus so verstanden werden, dass sie sogar eine Rekonstruktionsleistung für die Rede von Abstrakta als Gegenständen erbringt, ohne sie damit den Konkreta gleichzustellen. Das ist deshalb interessant, weil anders als im Zusammenhang der elementaren Prädikation, wo die Rede von Gegenständen eher intuitiv erfolgt, hier auf ein Kriterium für die Auszeichnung eines Gebildes als Gegenstand Bezug genommen wird, nämlich auf das Prinzip der identitas indiscernibilium (PII).5 Damit ließe sich ja vielleicht im Rückschluss auch ein besseres Verständnis der Konkreta erreichen. Sollen zwei irgendwie geartete Entitäten genau dann als ein Gegenstand betrachtet werden, wenn sie nicht unterschieden werden können, dann ergibt sich eine relative Berechtigung oder doch zumindest eine Verständnismöglichkeit für die Rede von abstrakten Gegenständen, wenn man bedenkt, dass diese, solange nur invariant hinsichtlich der zugrunde gelegten Äquivalenzrelation geredet wird, nicht unterschieden werden können. Da dies nur in einem eingeschränkten Kontext der Fall ist, und sie in Wahrheit doch unterschieden werden können, handelt es sich nicht um Gegenstände im Vollsinn des Wortes. Diese, die konkreten Gegenstände, erweisen sich damit als ein Grenzfall der abstrakten, nämlich als die bei Ausschöpfung aller sprachlichen Möglichkeiten immer noch nicht unterscheidbaren. Da dies nicht selbstverständlich ist, sei hervorgehoben, dass hier das Identitätsprinzip als konstitutiv für den Gegenstandsbegriff betrachtet wird. Wir wüssten also nicht unabhängig davon schon, was ein Gegenstand ist.
Dies wäre eigentlich eine schöne Lösung, mit der, falls nicht alle, so doch viele zufrieden sein könnten, wenn nicht die Schönheitsfehler damit verbunden wären, von denen diese Überlegungen den Ausgang nahmen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass zum wenigsten das gegenstandskonstituierende Identitätsprinzip diese Schwierigkeiten zu verantworten hat, sondern weit eher einige Begleitumstände, die mehr oder weniger stillschweigend den Abstraktionsschritt mitbestimmen.
Dazu ist zu zählen, dass die Rede über die Abstrakta immer eine Rede über die alten Gegenstände, d.h. die dem Abstraktionsschritt zugrunde liegenden bleiben soll. Man wird keinen klassischen konstruktiven Text finden, in dem, so sehr die Redeweise der gegenständlichen auch angeglichen werden mag, die Abstrakta ohne Anführungszeichen oder andere Distanzierungen Gegenstände genannt werden. Damit hat direkt zu tun, dass die Äquivalenz immer erst in der „Rede über“ benutzt wird. Beides ist eben so wenig durch das Identitätsprinzip festgelegt wie die Richtung der Abstraktion, die immer vom Konkreteren zum Abstrakteren geht, vom stärker Differenzierten also zum weniger Differenzierten. Oft wäre die umgekehrte Richtung einleuchtender. Da Sprache sich vom Einfacheren zum Differenzierteren entwickelt, müssten eher am Anfang die Abstrakta, am stets relativen Ende die Konkreta stehen, die damit die unbeständigsten Teile des ganzen Aufbaus bilden würden.
Man kann es rundheraus sagen, und verschiedentlich wird es auch explizit in konstruktiven Schriften ausgesprochen: Es sind die Bedenken gegen den Platonismus, die Furcht vor begrifflichen Monstern, die davor zurückschrecken lassen. Diese Bedenken, die ja nun keine irrationale Berührungsscheu verkörpern, sondern in jeder Hinsicht ernst zu nehmen sind, stellen ein wichtiges Bestimmungsstück nicht nur für die Gestalt des konstruktiven Abstraktionsschrittes dar, sondern auch für andere Teile des Sprachaufbaus, insbesondere die Konzeption der elementaren Sätze und die Vorstellung über die Reihenfolge der einzelnen sprachlichen Leistungen. Die antiplatonistischen Bedenken sind umgekehrt in keiner Weise ein besonderes Kennzeichen des Konstruktivismus, sondern ein weit verbreitetes Bestimmungsstück gegenwärtigen Denkens.
Will man die antiplatonistischen Bedenken angemessen berücksichtigen, so stellen sich zunächst zwei Fragen, deren Beantwortung in einem Zusammenhang erfolgen kann. Zum einen „Was ist das Schlimme am Platonismus?“ Zum anderen: „Wieso ergeben sich aus einem am Identitätsprinzip orientierten Vorgehen keine stärkeren Einwände gegen platonistische Konzeptionen?“ Denn das wurde ja versucht zu zeigen: das Identitätsprinzip allein würde weitergehende Konzeptionen zulassen. Zwei vorläufige Antworten: „Der Platonismus setzt Gegenstände in die Welt, die unserem Begriff von konkreten Gegenständen nicht entsprechen.“ und: „Das Identitätsprinzip greift nicht, weil es nicht die Intuitionen trifft, die wir bei der Rede von konkreten Gegenständen haben.“
Ohnedies ist der Gedanke, dass unsere alltägliche Vorstellung von konkreten Gegenständen durch ihre Ununterscheidbarkeit korrekt wiedergegeben würde, eher befremdlich, meinen wir doch viele Gegenstände zu kennen, die wir nicht unterscheiden können, zum Beispiel Kugellagerkugeln. Mitunter wird fürs Prinzip der Ununterscheidbarkeit (PII) damit argumentiert, dass mikroskopische Unterschiede doch vorhanden seien. Es verfängt aber wenig, auf eine Ebene zu verweisen, die für den faktischen sprachlichen (und sonstigen) Umgang mit den entsprechenden Gegenständen keine Rolle spielt. Ein anderes Argument besteht im Verweis darauf, dass zwei Gegenstände sich zumindest durch die verschiedene Raum-Zeit-Stelle unterscheiden, die sie einnehmen. Dieses Argument ist insofern richtig als es unsere Intuition in dem Punkt trifft, dass ein (konkreter) Gegenstand recht verstanden nicht an zwei Orten sein kann und zwei Gegenstände andererseits nicht am selben Ort. Dieses Konzept hilft aber nicht weiter, wenn wir von zwei Gegenstandsbeobachtungen zu verschiedenen Zeitpunkten wissen wollen, ob sie sich auf denselben Gegenstand beziehen. Immerhin wird durch diese Argumentation nahe gelegt, dass unser Begriff von konkreten Gegenständen mit Raum-Zeit-Bezügen zu tun hat. Ein Gedankenexperiment soll dazu anregen, diese Idee zu einem eigenständigen Gegenstandskonzept zu machen. Denkt man an die früher benutzten Lottokugelmischmaschinen und stellt man sich vor, die verwendeten Kugeln trügen keine Nummern, so darf man annehmen, dass die Kugeln nicht durch Augenschein unterscheidbar sind und der gesamte Bewegungsablauf einer Kugel während des Mischvorgangs nicht verfolgt werden kann. Wir sind aber überzeugt, dass jede Kugel am Ende des Vorgangs mit einer am Anfang identisch ist. Nicht so bei 49 Glas Wasser, die mit hoher Präzision gefüllt, dann gemischt und wieder in Gläser gefüllt werden. Die Glasinhalte sind am Anfang und Ende genau so wenig zu unterscheiden wie die Kugeln. Es sind die unterschiedlichen Verläufe in der Zwischenzeit, die uns im einen Fall eine Konstanz und Identität von Gegenständen unterstellen lassen, im anderen Fall nicht. Bei den Kugeln nehmen wir an, dass ein Kugelereignis am Anfang mit genau einem am Ende durch einen kontinuierlichen raumzeitlichen Zusammenhang verbunden ist. Im angegebenen Beispiel können wir diese Geschichte nicht wirklich verfolgen, wir unterstellen sie aufgrund unserer Erfahrungen mit dieser Art von Gegenständen. Konkrete Gegenstände sollen also durch Geschichten von Vorkommnissen konstituiert werden, wie sie sich vor allem für gewisse physische Gegenstände angeben lassen, aber zum Beispiel auch für Institutionen etc. Die Kriterien für die „Geschichtsschreibung“ sind jeweils näher zu präzisieren. Auf dem Hintergrund dieser Bestimmung sollen diese Gegenstände fortan Individuen genannt werden.
Ehe der Bezug der Individuen zum PII und zur Abstraktion weiter untersucht wird, ist noch ein Argument gegen die alleinige Adäquatheit des PII für die Charakterisierung von Individuen nachzutragen. Nicht nur ist die Ununterscheidbarkeit für ihre Bestimmung nicht immer ausreichend, Individuen unterscheiden sich auch von sich selbst, nämlich wenn man sie zu verschiedenen Zeitpunkten betrachtet. Hier wird nun häufig, in reizvoller Entgegensetzung zu den mikroskopischen Unterschieden verschiedener Individuen, damit argumentiert, dass diese teilweise deutlichen Unterschiede (zum Beispiel zwischen einem Säugling und einem Greis) nicht relevant seien. Dies ist schon richtig; man muss nur angeben, in welcher Hinsicht. Dabei zeigt sich, dass man auf die Idee der raumzeitlichen Kontinuität zurückzugehen hat. Sie bestimmt, in Abhängigkeit von der Art der Gegenstände, welche Eigenschaften relevant sind für die Wiedererkennung von Gegenständen und welche nicht.
Versteht man die Rede von (konkreten) Gegenständen im Zusammenhang der Abstraktionstheorie als die Rede von Individuen, so ist die Skepsis gegen die umstandslose Einführung von abstrakten Gegenständen leicht nachvollziehbar. Sie sind eben keine Individuen. Nicht nur haben sie keine raumzeitliche Kontinuität, sie sind überhaupt in Raum und Zeit schlecht anzusiedeln. Die Frage ist nur, ob dies gegen die abstrakten Gegenstände spricht oder dagegen, sie nach dem Muster der Individuen zu verstehen. Die für den Abstraktionsvorgang explizit gegebene, am PII orientierte Gegenstandsbestimmung implizierte ja mitnichten die Unterstellung einer raumzeitlichen Kontinuität. Es wäre ja denkbar, dass in mehr als einem Sinn von Gegenständen gesprochen werden kann und dass Verwirrung nur durch die falsche Inbezugsetzung dieser Begrifflichkeiten entsteht. Um dies zu klären, muss gefragt werden, in welchem Verhältnis der Individuen konstituierende Gegenstandsbegriff zu dem der Abstraktion zugrunde liegenden steht: Ist es notwendig oder sinnvoll, für Funktion und Zwecksetzung von Abstraktion und konstruktivem Sprachaufbau auf das Kriterium der raumzeitlichen Kontinuität zurückzugreifen? Orientiert man sich an sprachlichen Kriterien, so ist die Möglichkeit eindeutiger Bezugnahme sicher eine berechtigte Anforderung an Gegenstände. Das PII kann man zumindest näherungsweise als eine Formulierung dieser Anforderung verstehen. Raumzeitliche Kontinuität lässt sich als Erfordernis daraus nicht ableiten. Auch auf abstrakte Gegenstände kann eindeutig sprachlich referiert werden. Es ist nicht schwieriger, eindeutig über einen Begriff zu reden als über ein Wort. Die schwierige raumzeitliche Lokalisierbarkeit der abstrakten Gegenstände tut ihrer sprachlichen Referenzierbarkeit keinen Abbruch.
Hier soll keiner unproblematischen Unterstellung der Existenz von abstrakten Gegenständen das Wort geredet werden. Ganz im Gegenteil geht es darum, die Rede von konkreten Gegenständen nicht als so problemlos zu unterstellen, wie das weithin geschieht, oder, etwas pathetischer formuliert, um die Beseitigung der Restmetaphysik in der Rede von Konkreta, nachdem die Metaphysikkritik hinsichtlich der Abstrakta schon längst Wirkung gezeigt hat. Neben dem Abstraktionsprinzip selbst sind es vor allem die Gestalt der Elementarsätze und ihre Stellung im konstruktiven Sprachaufbau, die durch die Problematisierung des Gegenstandsbegriffs berührt werden.
In Elementarsätzen wird obligatorisch auf Gegenstände Bezug genommen, genauer gesagt auf Individuen. Die Hauptargumente dafür waren, dass es zum einen unproblematisch möglich scheint, und zum anderen der Mangel an Alternativen. Was das erste angeht, so sind hoffentlich erste Zweifel geweckt worden. Alternativen sind aber immer noch nicht in Sicht. Wie sollte man prädizieren, wenn kein Gegenstand da ist, dem man etwas zu- oder absprechen kann? Als Anregung zur Suche nach entsprechenden Möglichkeiten führe ich frühe Äußerungen meiner Tochter an: „Kuh muh. Schaf mäh. Schaf nicht muh.“ So elementar diese klingen, können es doch keine Elementarsätze im konstruktiven Sinn sein. Da wahrscheinlich keine bestimmte Kuh gemeint ist, könnte es sich allenfalls um Allsätze handeln, schlimmstenfalls um Aussagen über Dingschemata, die man aus philosophiegeschichtlicher Erfahrung nicht zulassen sollte. Denkt man darüber nach, wie man hier die Alternativen entscheiden soll, so stößt man auf die weiterführende Frage, ob man die Fähigkeit zur korrekten Individuierung (d.h. ob eine Kuh zu einem anderen Zeitpunkt als dieselbe wiedererkannt werden kann) oder auch nur das Interesse an ihr in diesem Fall überhaupt unterstellen kann. Ich jedenfalls kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass sie gegenüber der Prädikation die schwierigere Leistung darstellt.
Korrekterweise sollte man hier vielleicht nicht von Prädikatoren sprechen. Man kann sich vorstellen, dass der Gebrauch von Wörtern gelernt wird, die von der Unterscheidungsleistung her Prädikatoren entsprechen und die erst in einer späteren Phase sich zu Prädikatoren oder Eigennnamen verfestigen. Quine6 hat dafür schöne Beispiele angeführt, die besonders durch den Einbezug von Kontinuativa (Stoffprädikatoren) deutlich machen, dass nur ein Teil der Wörter in das übliche gegenstandsbezogene Modell übergeht. So lernt ein Kind vielleicht einwortsatzartig Wörter von der Form „mehr Milch“, „mehr Mutter“, „mehr Apfel“ und erst zusätzliche sprachliche Leistungen führen dazu, dass das zweite zum Namen für einen Gegenstand, der letzte zum üblichen Prädikator und der erste zu einem kontinuativen Term wird, bei dem eine Individuenbildung nicht im gleichen Sinn erfolgt. Das Lernen dieser ersten Worte ohne Gegenstandsbezug kann man sich andeutungsweise an impersonalen Sätzen verdeutlichen.: Es regnet, also z.B. es muttert, besser noch it’s milking. Der gleiche Sachverhalt könnte mit „Jetzt Mutter da“ sozusagen als Gesamtzustand zum Ausdruck gebracht werden. Carnaps Protokollsätze haben diese gegenstandsfreie Form.7 Dies ist nicht unbeanstandet geblieben. So hat beispielsweise Chisholm vorgeschlagen, dass Carnaps „here now blue“ nur in seiner Umformulierung als „here is now something which is blue“ als korrekter Satz gelten könne. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, dass die Prädikatenlogik hier nicht ohne Einfluss geblieben ist. Die individuenorientierte Formulierung ist übrigens ein Spezifikum der modernen Logik, wie man an der Behandlung der Allsätze in der Syllogistik sehen kann.
Da hiermit die Notwendigkeit entfallen ist, für die Bildung von elementaren Sätzen und damit für den Sprachaufbau überhaupt, die Fähigkeit zur Bezugnahme auf Individuen schon vorauszusetzen, ist ein Grund weggefallen, auch bei der Abstraktion stets bei der Rede über Individuen zu beginnen. Man kann damit auch die Abstraktion wieder mit neuen Augen betrachten. Folgt man der Argumentation, dass für die Rolle von Gegenständen in einem Sprachaufbau nur ihre eindeutige Referenzierbarkeit von Belang ist, und bezeichnet man die so bestimmten Gegenstände als Referenzobjekte, so sind konkrete Gegenstände (sive Individuen) und abstrakte als Referenzobjekte gleichberechtigt. Man kann noch einen Schritt weiter gehen und die Individuen als einen speziellen Fall der Referenzobjekte bestimmen. Wie verschiedene Äußerungen eines Wortes als ein Wort behandelt werden können, wenn sie in der Beziehung der Ausführungsgleichheit stehen, so werden verschiedene Auftreten von Individuen als ein Individuum betrachtet, wenn sie untereinander in der Relation einer raumzeitlichen Kontinuität stehen. Individuen stellen aufgrund der Wichtigkeit der Individuierung in vielen Bereichen geradezu einen Prototyp von Referenzobjekten dar. Es verführt allerdings dazu, die Individuenbildung als die alleinige Form der Konstituierung von Referenzobjekten zu betrachten.
Insbesondere ist es nach dem Gesagten auch nicht erforderlich, dass die Rede von Wortäußerungen der von Wörtern und diese der von Begriffen vorauszugehen hätte. Es ist nämlich mit Bedacht davon gesprochen worden, dass Äußerungen (in den entsprechenden Zusammenhängen) als ein Wort behandelt werden. Die Ununterschiedenheit stellt nicht mehr eine Gleichbehandlung in der nachträglichen Rede über konkrete Gegenstände dar, sie ist stattdessen Ausdruck einer in der jeweiligen Situation erfolgenden Gleichbehandlung. Es wird nicht ununterschieden über Individuen geredet, sondern es wird über ein Referenzobjekt geredet, das pragmatisch nicht weiter unterschieden wird. Diese pragmatische Ununterschiedenheit wird signalisiert. Am Beispiel: Die Rede über Begriffe wird nicht als eine Rede über Wörter und alle jeweils dazu synonymen Wörter betrachtet. Die Rede von Begriffen wird erworben, indem im jeweiligen Gebrauchszusammenhang gelernt wird, dass es für diesen nicht darauf ankommt, ob ein Wort durch ein gleich gebrauchtes, synonymes ersetzt wird. Es ist deshalb auch richtiger, von Ununterschiedenheit als von Ununterscheidbarkeit zu sprechen. Die Liebhaber formaler Sprachen haben zwar großen Spaß an den Einschränkungen und Erweiterungen von Sprachen, aber beim Gebrauch von Abstraktoren geht es eigentlich nicht um die Erweiterung oder Einengung einer Sprache, sondern um die Signalisierung wie eine Referenz näher zu verstehen ist. Soweit die jeweilige Äquivalenz vorliegt, soll kein Unterschied gemacht werden und die verschiedenen Vorkommnisse als ein Gegenstand im Sinn von Referenzobjekt betrachtet werden. Die Widersprüchlichkeiten, die den Ausgang der Überlegungen bildeten, werden so vermieden. Die Rede von Begriffen ist nach diesem Verständnis keine Rede von Wörtern.
Man kommt zu Wörtern, indem man auf Verwendungs- und auf Artikulationsgleichheit achtet, auf mehr also als bei den Begriffen. Dies ist ja auch einer der Gründe für das Gefühl der künstlichen Nachträglichkeit der konstruktiven Abstraktion: Man setzt, scheinbar nachträglich, Wörter hinsichtlich einer Relation (Verwendungsgleichheit) in Beziehung, die man in Wirklichkeit schon bei der Verwendung der Wörter benutzt.
Wahrscheinlich reden wir ohnedies eher über Wörter, oder sogar über Begriffe als über einzelne Wortäußerungen, über Zahlen früher als über Ziffern. Über diese Reihenfolgen sollen aber keine Behauptungen aufgestellt werden. Sie stellen ein kompliziertes Geflecht dar. Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Anfang immer bei der höchstmöglichen Differenzierung zu machen ist, das heißt bei den „konkreten Gegenständen“. Da auch für diese nach dem vorgeschlagenen Verständnis eine Abstraktionsleistung erforderlich ist, ergibt sich ferner daraus, dass die typischen Beispiele für die Abstraktion zweiter Stufe (Wort/Begriff, Ziffer/Zahl, Prädikatschema/Menge) nicht mehr den Königsweg zu den abstrakten Gegenständen darstellen, sondern vergleichbar den Prädikatorenregeln eher nachträgliche Stabilisierungen von Leistungen, die ihrerseits nicht vollständig in Regeln ausdrückbar sind.
Wie eine Referenz im Einzelfall zu verstehen ist, wird durch die Abstraktoren signalisiert. Die eindeutige Kennzeichnung eines Referenzobjekts allein durch Deixis bleibt eine Illusion. Man verweist ja zugleich auf eine Wortäußerung, ein Wort, einen Begriff und eine Lautgestalt. Die Funktion des Abstraktors ist es gerade, die Art der Referenz näher zu kennzeichnen. Das Wort Gegenstand im konstruktiven Sinn (zur Signalisierung der Rede von konkreten Gegenständen sive Individuen) müsste demnach konsequenterweise als Abstraktor betrachtet werden. Immerhin wird es in der Logischen Propädeutik in ähnlicher Weise wie die Abstraktoren als synsematisch charakterisiert. Daran anknüpfend sei vorgeschlagen, es mit diesen gemeinsam den Aspektbildnern zuzurechnen.
Durch Aspekte wird z.B. in bibliothekarischen Klassifikationen angegeben, ob eine Person als Autor oder als behandelter Gegenstand eines Buches auftritt. Entsprechend verweisen die gegenstandsbildenden Aspektbildner darauf, hinsichtlich welcher Relationen eine Gegenstandskonstitution zu verstehen ist, falls sich das nicht von selbst nahe legt. Dabei ist diese Wortgruppe sicher umfangreicher als die der Abstraktoren und ihre Leistungen umfassen nicht nur die der Konstitution unterschiedlicher Abstraktionsebenen, aber das bedürfte einer eigenen Untersuchung.
Interessanterweise wird etwas abgerückt von der eigentlichen Darstellung der Abstraktionstheorie in der Logischen Propädeutik, im Zusammenhang eines Versuchs der Rekonstruktion der Platonischen Ideenlehre, eine der hier vertretenen Auffassung näher liegende Darstellung der Abstraktion gegeben. Dort sind auch „der Beutelbär“ und „der Rheinblitz“ legitime Gegenstände. Dies ist nicht die einzige Stelle, an der sich dem Leser der Eindruck einer nur oberflächlich gelungenen Zusammenfügung unterschiedlicher Konzepte vermittelt. So wird beispielsweise die schon vorher verwendete Rede von Handlungsschemata erst an dieser Stelle nachträglich der individuenorientierten Abstraktionstheorie angepasst. (LP 176 ff.)
Gerechtigkeitshalber sei angemerkt, dass die konstruktivistische Abstraktionstheorie den problematischen, weil unproblematisierten, Begriff von konkreten Gegenständen mit ihrer Rivalin, der mengentheoretischen Definition durch Abstraktion teilt. Es spricht viel dafür, dass Platonismusfurcht auch eine Rolle bei der Definition bzw. Umgehung des Begriffs „Begriff“ durch den der Menge gespielt hat. Die Russellsche Antinomie hat deutlich gemacht, dass Mengen auch keine so unproblematischen Gegenstände darstellen. In gewissem Sinn kann man die hier verhandelten Antinomien als die konstruktivistischen Gegenstücke betrachten und auch die anvisierten Auswege (Stufungen etc.) lassen Ähnlichkeiten erkennen. Diese Arbeit war ein Plädoyer und ein erster Ansatz dafür, es mit einem Überdenken des Gegenstandskonzepts zu versuchen.
- Hier wird auf ihre erneute Wiedergabe verzichtet und stattdessen verwiesen auf die Darstellungen in Lorenzen, Gleichheit und Abstraktion, Ratio 4 (1962), S. 72-82, bzw. Konstruktive Wissenschaftstheorie, Frankfurt 1974, S. 190-198, Kamlah/Lorenzen, Logische Propädeutik. Vorschule des vernünftigen Redens, Mannheim 1967 (LP), Schneider, Historische und systematische Untersuchungen zur Abstraktion, Diss. Erlangen ↩︎
- Vgl. dazu Prätor, Wer hat Angst vor „dem“ Nashorn? Einige Bedenken nicht nur zur konstruktivistischen Abstraktionstheorie, in: Prätor (Red.) Aspekte der Abstraktionstheorie. Ein interdisziplinäres Kolloquium, Aachen 1988, S. 64-85. Siegwart hat diese Art Einwand systematisiert, indem er ein explizit formuliertes Differenzpostulat einführte, dass nämlich Worte keine Begriffe sein sollen, und damit die Inkonsistenz der konstruktiven Abstraktionstheorie zeigt vgl. Siegwart, Zur Inkonsistenz der konstruktivistischen Abstraktionslehre; Zeitschrift für philosophische Forschung 47 (1993), 246-260 [Heft 2].. ↩︎
- Thiel, Geo Siegwarts Szenario. Eine katastrophentheoretische Untersuchung. Zugleich ein Versuch, enttäuschte Kenner wieder aufzurichten. Zeitschrift für philosophische Forschung 47 (1993), 261-270 [Heft 2]. ↩︎
- Das lässt sich durch den probeweisen Versuch verdeutlichen, die Abstraktion erster Stufe durch eine Prädikation zu ersetzen. Die Wortäußerungen seien in diesem Fall die vorfindlichen Gegenstände. Ausführungsgleiche Wortäußerungen werden mit einem Prädikator bezeichnet. Das es unbequem ist, dafür gänzlich neue Wörter zu bilden, werden diese nach dem Schema x-Wort gebildet, wobei für x eine zu den prädizierten Wortäußerungen ausführungsgleiche eingesetzt wird. Alle Äußerungen von „Tisch“ werden dann als Tisch-Wort prädiziert und als solche beispielsweise von Stuhl-Worten und Fisch-Worten unterschieden. Freilich stehen diese Wörter als Prädikatoren an einer anderen syntaktischen Stelle als die Ausdrücke für Abstrakta, aber die Ähnlichkeit der synthetisierenden Leistung dieser Prädikation mit der der Abstraktion erster Stufe wird dadurch deutlich, dass die Prädikate eben die Äußerungen zusammenfassen, die bei der Abstraktion erster Stufe hin zum Wort äquivalent gesetzt werden. ↩︎
- Diese Bezugnahme erfolgt explizit in den Arbeiten von Lorenzen sowie in dem Aufsatz von Lorenz / Mittelstraß: Die Hintergehbarkeit der Sprache, in: Kant-Studien 58 (1967), S.208 ↩︎
- Quine, Word and Object, Cambridge, Mass. 1960, § 12, sowie Das Sprechen von Gegenständen, in: Quine, Ontologische Relativität und andere Schriften, Stuttgart 1975. ↩︎
- Vgl. Prätor, Das Interesse an Gegenständen. Überlegungen zur Form elementarer Sätze im Logischen Empirismus, in: Haller (Hrsg.), Schlick und Neurath – Ein Symposium, Amsterdam 1982, S. 425-436, sowie druck- und seitengleich in: Grazer philosophische Studien, Bd. 16/17 (1982). ↩︎