Kaum einer, der es noch nicht gehört hätte: Da kehren Reisende aus fernen Ländern zurück und ihre Berichte über das Erstaunliche, das es zu sehen, zu erleben gab, enden nicht selten in der Bemerkung, dass dort, wo sie herkommen, die Zeit stehen geblieben sei. …
Tatsächlich ist die Bemerkung von der stehen gebliebenen Zeit weder Ausdruck von Arroganz noch von Zynismus. Der lange schwärmerische Blick in undeutbare Weiten und das seltsam schmerzlich gebundene Lächeln im fein gestrichenen Mundwinkel sprechen eine deutliche Sprache…. Trotz aller – auch für den schwärmerischsten Kopf -unübersehbaren Mängel und Unzulänglichkeiten ist da etwas im Leben derer, die die Bilder stehen gebliebener Zeit liefern, das beim Reisenden das anfängliche Bewusstsein turmhoher Überlegenheit umschlagen lässt in die intensive und zudem reichlich verwirrende Empfindung, dass das, was doch Grund der Überlegenheit sein sollte, eben das aus dem eigenen Leben hinausgedrängt hat, was Leben in einem ganz anderen als dem gewohnten Sinne erst lebenswert macht. Wem ein Regentag, eine glückliche Heimkehr, drei große Fische im Netz und andere Banalitäten Anlass genug sind für ein zufriedenes Lächeln, für ein Fest der großen Freude gar, der muss etwas besitzen, was gegen die Monumentalität des lebenserhaltenden Schwulstes, dem immer noch und unverdrossen unsere einzigen Wünsche und Sorgen gelten, auftrumpfen kann.
Der Anblick derer, die im rötlichen Schein untergehender Sonnen auf der Hafenmole sitzen und an ihren Netzen basteln oder mit ihrer bimmelnden und schalkhaft meckernden Ziegenherde hinter den Hügeln hervorkommen, ist nur der winzige Tropfen, der die Flut über die Dämme treibt, ist nur der Anlass, um jene verwischt in den eigenen Lebensalltag eingewobene und meistens tief schlafende Trauer zu wecken, die da kommt aus der Ahnung, dass wir trotz allen Überflusses in einem seltsamen Mangel leben.