Philosophie als Sprachkritik

Das vielleicht überraschende Bild (Marc Chagall, Jakobs Traum von der Himmelsleiter) verweist auf die Leitermetapher bei Wittgenstein, bei Mauthner, bei O.F. Gruppe … – und in der (jüdischen) Mystik

Sprachkritische Philosophie ist nicht nur Sprachphilosophie im Sinne einer Philosophie der Sprache, sondern thematisiert Sprache als Grundlage der Philosophie. Sie wäre unzureichend bestimmt, wollte man in ihr nur die Bemühung um definitorische Präzisierung der Begriffe und allgemein um technisch-methodische Verbesserungen der Wissenschaftssprache einschließlich der der Philosophie sehen.

Zweifellos gehört das Drängen auf Begriffsklärung und auf Ausweis der verwendeten sprachlichen Mittel zu den Charakteristika dieser Philosophie. Aber dies wird – nicht nur von ihren Gegnern, sondern manchmal auch von ihren Befürwortern – missverstanden, wenn dabei nur an die Normierung und Standardisierung schon gewusster Inhalte und gebräuchlicher Verwendungsweisen gedacht wird. Das aufklärerische und in diesem Sinn philosophische Interesse besteht gerade darin, dass beim Bemühen um Definition und Verständlichmachung die Selbstverständlichkeit des scheinbar Gewussten erschüttert wird und ungeklärt Vorausgesetztes zutage tritt. Freilich verbindet sich damit auch die Hoffnung, dass nach erfolgter Klärung manche Probleme sich nicht mehr stellen werden. Insbesondere für die philosophischen Probleme wurde und wird teilweise angenommen, sie könnten durch Sprachkritik gänzlich zum Verschwinden gebracht werden: Die Philosophie werde aufhören und Sprachkritik an ihre Stelle treten. [So Müller, Das Denken im Lichte der Sprache (1888, engl.1887), „Alle künftige Philosophie wird ausschließlich Sprachphilosophie sein“, Mauthner, Philosophisches Wörterbuch, Bd.1 S.XI: „die Philosophie ist Erkenntnistheorie, Erkenntnistheorie ist Sprachkritik“, Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus 4.0031: „Alle Philosophie ist ‚Sprachkritik‘. (Allerdings nicht im Sinne Mauthners.)“]

Wie öfter in diesem Blog gibt es mehrere Zugänge zum Thema. Zum einen den kompakten Vortrag „Philosophie als Sprachkritik? — Zur philosophischen und außerphilosophischen Relevanz sprachkritischer Philosophie“ am Philosophischen Institut der RWTH Aachen im SS 1977, zum anderen zur Trilogie ausgeweitet. Auch da verweise ich zunächst auf die eher philosophieinterne Rolle der Sprachphilosophie als Metaphysikkritik, dann auf ihre Bedeutung für einen Modellwechsel, der über die Philosophie hinaus bedeutsam ist, und schließe mit einer Reflexion über die Funktion der Philosophie als Fundament und Brücke. Es lässt sich nicht übersehen, dass ich weitgehend ungefiltert und unbearbeitet auf ältere Texte zurückgreife. Vielleicht wird sich das noch ändern – wenn Zeit dafür bleibt.

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