Editionen für das 21. Jahrhundert

München (im Bild der Chinesische Turm im Englischen Garten) war diesmal der Ort der alle drei Jahre stattfindenden Tagung der Arbeitsgemeinschaft der philosophischen Editionen (AgphE) – die unter dem Thema „Editionen für das 21. Jahrhundert“ stand. Darüber, wie die aussehen sollen, bestand keine allgemeine Einigkeit. Internet und gedrucktes Buch waren die Bezugspunkte, auf die die divergierenden und versöhnenden Stellungnahmen ausgerichtet waren. Von genuin digitalen Büchern war nicht die Rede, obwohl ich hier in nächster Zeit gerade wesentliche Fortschritte erwarte – in Form von eBooks, die von Display und Handhabung her dem Buch Konkurrenz machen können. Unter den interessanten Beiträgen greife ich mal heraus:

Peter Robinson (Birmingham): Creating collaborative editions 

Ein radikales Plädoyer für das Einreißen der Mauer zwischen Leser und Editor.

Hartmut Hecht (Berlin): Internetedition und Druck als komplementäre Präsentationsformen. Erfahrungen der Leibniz-Edition Berlin.

Hans-Walter Gabler (München): Die wissenschaftliche Edition unter Perspektiven des Elektronischen Mediums

Alois Pichler (Bergen): Digitale Edition am Beispiel der Arbeit des Wittgenstein-Archivs

Die Bergener Editionen sind in vielfacher Hinsicht interessant, einmal natürlich schon wegen Wittgenstein, zum anderen weil sie ganz interessante Konzepte haben, komfortable Oberflächen, Hypertext, Verwendung von Ontologien, kollaboratives Edieren und alles ohne Übertreibung, sondern pragmatisch konzipiert. Außerdem würde es inhaltlich auch gut mit Leibniz zusammenpassen.

Jedenfalls haben wir uns eine Zusammenarbeit vorgenommen, aber es hängt natürlich von vielem ab, ob das wirklich klappt. Die ohnedies reizvolle Perspektive wird dadurch noch angenehmer, dass Bergen vielfältige Zusammenarbeiten, in inhaltlicher und softwaretechnischer Hinsicht, mit Italien hat.

Dazu passte es gut, dass ich anschließend nach Würzburg fuhr und mit dem dortigen Jean-Paul-Projekt jetzt endgültig eine Zusammenarbeit vereinbart habe. Zunächst geht es um eine DemoVersion, wie ein Zusammenspiel zwischen Werkausgabe und Nachlasstexten digital realisiert werden kann. Hier ein älteres Beispiel für eine digitale Fassung der Jean-Paul-Briefe.

In der Arbeitsgemeinschaft selbst gab es größere Veränderungen. Der Vorsitz ging von Walter Jaeschke (Bochum) an Marc-Aeilko Aris (München) über. Nach kurzem Überlegen habe ich mich entschlossen, noch für wenige Jahre als Beauftragter für die Informationstechnik im Vorstand zu bleiben.

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